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„Wie viele Kilometer haben Sie eigentlich auf dem Teller?“
Es geht bei dieser Frage nicht darum, was wir essen, sondern vor allem darum: wo unsere Lebensmittel herkommen, welche Transportwege sie hinter sich bringen.
Erdbeeren im Februar bringen es auf 3000 Kilometer, Kiwis legen ca. 24 Flugstunden auf den Teller; Joghurt aus Bayern bringt circa 1200 Kilometer, weil die bayrische Milch in Hamburg verarbeitet wird und von dort erst in unsere Supermärkte gerät. Fleisch legt eine Strecke zwischen 3000 und 15000 km zurück, ehe es als Braten auf unserem Teller dampft. usw….usw. Also: wir essen nicht nur Kalorien, sondern hinter jeder Kalorie stehen Wege und LKWs, helfen bei der Zerstörung der Umwelt. Als Esser merken wir das zunächst nicht. Erst später geht uns vielleicht ein Licht auf – bei einem Orkan, bei zu viel Trockenheit, zu viel Regen oder an der einen oder anderen Allergie.
Wofür also danken wir an Erntedank?
Verantwortung und Nachhaltigkeit im Umgang mit der Natur im Blick auf kommende Generationen, darum geht es. Uns Christinnen und Christen ist gesagt, dass es Gott der Schöpfer ist, der alles ins Dasein rief und der die Schöpfung trägt und erhält.
Das nicht zu vergessen, dafür zu danken, daran sollten wir an Erntedank uns erinnern.
Erntedank verpflichtet uns zum Denken an die Schöpfung, zum Staunen über die Schöpfung, die uns gegeben ist als Gabe und nicht als Selbstbedienungsladen. Danken ist wie eine Grundfähigkeit des Menschen, wie eine zweite Schöpfung. Der Dank führt uns in eine wichtige Lebensgewissheit, wie sie auch schon Paul Gerhardt in dem Lied „Geh aus mein Herz und suche  Freud“ beschrieben hat:

„Ach, denk ich, bist du hier so schön
und lässt du´s uns so lieblich gehn
auf dieser armen Erden:
was will doch wohl nach dieser Welt
dort in dem reichen Himmelszelt
und güldnen Schlosse werden …“

Ihr Gerd Rüsing, Diözesanpräses