Vielleicht kennen Sie noch die Fernsehsendung „Was bin ich“? Wer sich als Kandidat meldete, musste sich genau überlegen, wer er ist, was für seinen Beruf typisch ist. Das sollte er dann durch eine typische Handbewegung andeuten.
Stellen wir diese Frage einmal an die Kirche. Kirche – Wer bist Du? Was wäre eine typische Handbewegung der Kirche? Der erhobene Zeigefinger? Kirche als Moralinstitution? Das Herumreichen des Klingelbeutels? Kirche als Sammlerin von Geld? Es gibt sicher manch andere Handbewegungen. Etwa: Hände, die segnen; Hände, die Kranke pflegen; Hände, die auf den Tisch hauen; stabtragende Hände. Von allem könnte man sagen: das ist zwar ein Teil von Kirche - aber nicht das Zentrale.
Folgende Antwort wäre mir sympathisch: die typische Handbewegung finde ich im Kreuzigungsbild des Isenheimer Altares. Auf diesem Bild hat der Maler Johannes, den Täufer, unter das Kreuz gestellt – historisch unzutreffend, aber sehr bedeutungsvoll. Johannes zeigt mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den Gekreuzigten. Vielleicht könnte und sollte das die typische Handbewegung von Kirche sein: hinweisend und ausgestreckt. Aufgabe der Kirche sollte sein: auf den Herrn hinzuweisen, die Hoffnung weiter zu geben, die Freude, die aus der Hoffung kommt, allen zu vermitteln.
Aber warum gelingt das so selten? Die Christen haben noch nicht gelernt, „wir“ zu sagen, wenn es um Kirche geht. Kirche, das sind oft „die“: die anderen, die Bischöfe, der Papst.
Wir sind Kirche – jede, jeder von uns: Unsere Aufgabe besteht darin, von Christus Zeugnis zu geben. Wenn wir versuchen, miteinander auf Gott hin unterwegs zu sein, werden wir zu einem lebendigen Zeichen Gottes in dieser Welt. „Katholikentag in Mannheim“ - „Day of Song in NRW“ – „Diözesankirchenmusiktag der Kinderchöre im Sauerland“ - eigentlich jedes Gemeindefest sind typische Handbewegungen von Kirche.
Ihr Gerd Rüsing, Diözesanpräses