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In den Jahren 1944/45 hatte man mich in dem Dorf, in das wir vor den Bombenangriffen im Ruhrgebiet geflohen waren, herangezogen, mit Knabenstimme das Requiem zu singen. Damals waren im Hochamt die lateinischen Texte noch vorgeschrieben. Der Rektor der Schule, obwohl Nazi, weigerte sich nicht, besonders für Ämter für Gefallene, die sich in der letzten Zeit des Krieges häuften, mich vom Unterricht zu befreien. So wurden mir die Gesänge des Requiem ziemlich vertraut. (Das Dies irae entfiel.)  Später las ich in einem Aufsatz, wie die Melodien des Requiem sich Schritt für Schritt entwickeln, gleichsam nach dem Satz der Präfation: Wohl drückt das unabänderliche Todeslos uns nieder, allein die Hoffnung auf Unsterblichkeit richtet uns empor. Requiem aeternam, so beginnt es bedrückt im Introitus und steigert sich bis zur Kommunio in einem fast heiteren „Lux aeterna luceat eis Domine, …“Und auch das Requiem aeternam wird noch einmal gesungen, nun aber in einem hoffnungsfrohen Ton. Vielleicht brauchen wir in unseren Eucharistiefeiern zu Totengedenken und Beerdigungen manchmal ein wenig von der Psychologie des Requiem. In manchem Amt könnte die Trauer über einen unbegreiflichen Tod  ein allzu frohes Halleluja die Angehörigen völlig überfordern. Warum beim Kondolenzbesuch nicht auch die Auswahl der Lieder besprechen, die der Trauer und der Hoffnung der Hinterbliebenen entsprechen? (H.P.)