Aus meinen Kindertagen, ich bin Jahrgang 1931, sind mir zwei Strophen eines Liedes bis heute in Erinnerung geblieben. Es wurde häufig am Schluss der Sonntagsmesse gesungen. Man stelle sich vor: Eine bis auf den letzten Platz gefüllte stattliche Kirche, ein Gesang getragen von kräftigen Männerstimmen, und dann das Lied (mag die erste Strophe genügen): „Die Feinde deines Kreuzes droh`n, dein Reich, Herr, zu verwüsten. Du aber Christe, Gottes Sohn, behütest deine Christen. Und deine Kirche wanket nie, vergebens wird sich wider sie die ganze Hölle wappnen.“ Mir ist freilich erst später aufgegangen, einen was für demaskierenden Protest wir da gesungen haben. Da galten die braunen Machthaber als Feinde des Kreuzes, da wurden sie bezeichnet als die, die sich als Hölle wappnen. Wie viele, die in unserer Gemeinde Eucharistie gefeiert und in dieses Lied eingestimmt haben, werden Kraft gefunden haben, sich den damaligen Machthabern nicht zu beugen und fanden im Glauben an Jesus Christus und in der Zugehörigkeit zu seiner Kirche den zuverlässigen und unbesiegbaren Gegenpol gegenüber denen, die sich als so allmächtig gebärdeten.
Diese Haltung des Protestes gegenüber widergöttlichen Mächten klingt auch heute noch in manchen unserer gesungenen Texte an, etwas, wenn es im Gloria heißt: “Du allein bist der Heilige, du allein der Herr, du allein der Höchste, Jesus Christus.“ Protest gegen alle und alles, was sich als Heiligstes empfehlen, sich als Herren der Welt gebärden möchte. Und wenn wir singen von der Auferstehung, vom Sieg über den Tod, dann singen vom Triumph über alle Mächte des Todes. Mag da ruhig eine gewisse Siegeszuversicht herauszuhören sein. (H. P.)