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Mit dem Cäcilienverband in der Ewigen Stadt

Das macht den Unterschied aus ...

Eine „Wallfahrt in das Herz des Christentums“ – so war sie angedacht, die Reise des Cäcilienverbandes im Bistum Essen jüngst nach Rom. Da war es fast schon ein Wink des Schicksals, dass der Tag der Anreise der Tag der Seligsprechung von Mutter Teresa war; sie hat nun wirklich exemplarisch vorgelebt, was es heißt, Christ zu sein. Treffend begann so eine Woche, die nicht nur zu den „Wurzeln des Glaubens“ führte und zu „Stätten, die uns staunen lassen“, sondern die auch die „Freude des Glaubens“ spüren ließ – und wie sehr Musik eine Gemeinschaft prägen kann.

Der folgende Artikel aus RuhrWort (Nr.44) wurde mit freundlicher Genehmigung der Redaktion zur Verfügung gestellt. - Von Ulrich Engelberg (Fotos und Text)

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Viele Wege führen nach Rom, das ist eine alte Weisheit. Viele Wege führen auch durch Rom, das spüren alle Romreisenden: mit Herz, Verstand – und an den Füßen. Aber eine Pilgerreise mit dem Cäcilienverband betont noch eine ganz andere Seite. Selbstverständlich führt auch sie mitten hinein in das antike Rom, etwa zum Forum Romanun, einstmals Herz der alten Welt, oder zum Kolosseum, einst Schauplatz von blutigen Gladiatorenkämpfen und Tierhatzen und heute die größte Ruine der Welt. Geschichte wird lebendig, Macht und Pracht eines Weltreiches – und Verfall. Mord und Verehrung reichen sich die Hände, zum Beispiel an der Stelle, an der der ermordete Julius Cäsar einst verbrannt wurde und an der bis heute Blumen niedergelegt werden. Das alles sehen und erleben viele, die nach Rom kommen. Aber die Sängerinnen und Sänger hakten so das antike Rom nicht ab, es folgte noch etwas: die heilige Messe in der Kirche des Campo Santo Teutonico, dem deutschen Friedhof in Rom. Mit Gebet und Gesang brachten sich die Reisenden selbst ein, vertonten den Charakter ihrer Pilgerfahrt: „Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß und ein Licht meinem Weg. Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnet…“
Rom ist eine Reise wert, auch das ist eine alte Weisheit. Unvorstellbar, dass irgendein Besucher der Ewigen Stadt dies anders empfindet. Jeder, fast jeder, möchte gerne ein zweites oder drittes Mal nach Rom. Das hat Folgen. So gehört zu einer Begegnung mit dem „romantischen Rom“, also etwa dem Besuch der Spanischen Treppe oder der Piazza Navona, ganz selbstverständlich ein Abstecher zum Trevibrunnen dazu, Roms bekanntester Brunnen, ein prächtiges Barockkunstwerk. Wer hier steht und mit der rechten Hand eine Münze über die linke Schulter in den Brunnen wirft, dem ist die Rückkehr nach Rom versprochen. So fliegen die Münzen, und so wird Wasser aus einer nahen Quelle getrunken, das wie ein Jungbrunnen wirken soll. Das macht Spaß, es wird viel gelacht. Viele haben es erlebt und mitgemacht in Rom, aber so endet der Tag beim Cäcilienverband nicht. Es folgt noch etwas, eine Vesper in der Basilica di S. Maria Sopra Minerva: „Rückt näher, brecht des Schweigens Bann, durchmesst die weiten Hallen mit Liedern eurer Pilgerfahrt, Gedanken und Gebeten.“
Das christliche Rom steht am nächsten Tag auf dem Programm. Die Besichtigung von San Giovanni in Lateran, der Bischofskirche Roms und damit der ranghöchsten Kirche der katholischen Welt, und von St. Paul vor den Mauern. Beides sind Partriachalbasiliken und beide erscheinen pracht- und prunkvoll, majestätisch, eindrucksvoll. Sie lassen staunen – und schweigen. In San Giovanni klärt sich eine Geschichte, die viele als Horrormeldung empfunden hatten. Angeblich sollte anlässlich der Seligsprechung von Mutter Teresa ihr Leichnam in einem gläsernen Sarg zu sehen sein.

 

Das stimmt nicht. Eine Reliquie wird verehrt. Wie es heißt, soll es sich um ein Stück Stoff handeln, auf dem Blut von Mutter Teresa ist. Menschen stehen Schlange, halten Bilder und andere kleine Gegenstände in den Händen, sie wollen eine Berührungsreliquie. Die Reisenden aus dem Bistum Essen stehen nicht an, sie fahren zu Chorprobe und Gottesdienst in die Kirche S. Cecilia in Trastevere, der Kirche der Patronin der Kirchenmusik, der heiligen Cäcilia. Hier beten und singen sie: Musik als Verkündigung. Das wird greif- und spürbar, und es passt zu dem, was ein Rom-Kenner sagt: „Wo immer Kirchenchöre in Rom zu hören sind, strömen die Menschen in die Kirchen.“
Rom, das sind viele tote Steine, die überwältigend von Vergangenheit und Gegenwart erzählen. Rom, das ist aber auch, für Christen allemal, Ort eines „lebendigen Steines“: des Papstes. Die Pilger begegnen ihm zuerst am Tag des Konsis-toriums auf dem Petersplatz. Am nächsten Tag ist eine Messe mit Papst Johannes Paul II. und den Kardinälen auf dem Petersplatz geplant, und die Pilger haben Eintrittskarten. Doch in Rom regnet es, das heißt, es schüttet regelrecht. Die geplante Messe muss in die Peters-kirche verlegt werden, die Sängerinnen und Sänger finden aber Platz „nur“ in der Audienzhalle. Hierhin wird die Messe, die Kardinal Joseph Ratzinger zelebriert, übertragen, doch live dabei sein, den Heiligen Vater sehen und erleben, das ist noch etwas anderes. Niemand wartet vergebens. Nach dem Gottesdienst kommt er, der Papst. Er lässt es sich nicht nehmen, die Pilger zu segnen. Im Rollstuhl wird er hineingefahren, er wirkt gebrechlich, ist schwer zu verstehen. Aber es ist ihm wichtig, die Pilger zu begrüßen. „Glauben Sie doch nicht die Gerüchte“, sagt ein Mann, der seit über 30 Jahren im Vatikanstaat lebt, „dass der Papst sterbenskrank ist. So ein Unsinn.“
Die Tage in Rom, sie sind prall gefüllt. Alle Sinne werden gefordert, immer wieder überfordert von einer Pracht, die fast schon überirdisch scheint: im Petersdom, in den Vatikanischen Museen mit der Sixtinischen Kapelle; aber auch beim Ausflug nach Tivoli und Palestrina, wo der Abschlussgottesdienst gefeiert wird. „Wir wollen Dank sagen“, predigt Diözesanpräses Heinrich Peters. Er erinnert an ein Wort Jesu aus dem Matthäus-Evangelium: „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“ und zieht eine direkte Verbindung zur Wallfahrt. In der Ewigen Stadt sei spürbar, dass „der Herr unter uns ist, lebendig, greifbar“. Dass der „Herr in den Zeitläufen der Geschichte erfahrbar ist, hat diese Stadt geprägt“, sagt Peters. So wirbt er für die Chance dieser Tage, „ihn, der in seiner Kirche anwesend ist, neu zu finden“. Dabei nimmt der Präses die Pilger durchaus in die Pflicht: Christus wirke durch Menschen. „Deshalb können und sollen wir aus Rom mitnehmen, dass wir in der Schuld von Menschen stehen, die ihren Glauben über Generationen hinweg weitergegeben haben. Wir dürfen nicht die letzten in dieser Kette sein…“ Das aber macht den Unterschied aus zwischen einer Reise nach Rom und einer Wallfahrt in das Herz des Christentums.